Präsident Albert Ritter zur aktuellen Situation der Schaustellerbranche in Europa
12.08.2021,
ESU-Informationen: „Die Öffnung der Volksfeste ist ein wichtiges Signal!“ Präsident Albert Ritter zur aktuellen Situation der Schaustellerbranche in Europa
Die Corona-Krise und die mit ihr verbundenen Verordnungen haben in den vergangenen Monaten den Schaustellerinnen und Schaustellern in Europa sehr viel Kraft abverlangt. Wohl keine andere Branche hat die Pandemie wirtschaftlich und finanziell derart hart getroffen. Doch wir haben uns den Herausforderungen gestellt, engen Kontakt untereinander gehalten, uns mit den nationalen ESU-Verbänden ausgetauscht und nach alter Schaustellertradition zusammengearbeitet, um über die Grenzen hinweg, gemeinsam Lösungen zu finden.
Diese gelebte Solidarität der Schaustellerinnen und Schausteller in Europa, auch in Krisenzeiten zusammenzustehen, macht uns sehr stolz, steht sie doch beispielhaft für unser Motto „Einigkeit macht stark!“
Nach Monaten der Zwangsschließungen können seit einigen Wochen in einzelnen europäischen Ländern die Kirmessen und Volksfeste unter Corona-Auflagen wieder ihre Pforten öffnen. Die Europäische Schausteller-Union begrüßt natürlich diese Öffnungen, weil sie Zeichen setzen, deutliche Signale an die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung senden. Wir fordern die anderen nationalen Regierungen auf, diesen Beispielen zu folgen. Dass gerade besonders von der Corona-Pandemie schwer getroffene Nationen den Mut haben, nun endlich wieder die Veranstaltungen durchführen zu lassen, das sollte beispielhaft sein!
Doch auch wenn jetzt in einigen Ländern die Volksfeste wieder Leben in die Städte bringen, die Menschen endlich wieder – unter Einschränkungen – ihre Kirmes feiern dürfen, darf die aktuelle katastrophale wirtschaftliche Lage, in der sich die Schaustellerbetriebe seit Ende des Jahres 2019 In Europa befinden, nicht vergessen werden. Unsere Forderungen an die nationalen Regierungen sind daher staatliche Unterstützung für den Neustart und die Zusicherung von Überbrückungshilfen für die Schaustellerunternehmen bis ins nächste Jahr.
Mit der Forderung nach garantierter staatlicher Unterstützung ist auch der Abbau von Bürokratie verbunden. Die Corona-Pandemie hat deutlich gemacht, dass Versuche des Staates und seiner Verwaltung, alles bis ins Kleinste mit Vorschriften zu regeln, ein Land nur lähmen kann. Bürokratische Belastungen sind für die europäischen Schausteller seit Jahren ein Thema, das eng mit der wirtschaftlichen Existenzsicherung der Betriebe verbunden ist. Wir Schausteller dürfen in unserer unternehmerischen Tätigkeit nicht durch Überregelung gefesselt sein. Die Kirmessen und Volksfeste in Europa benötigen dringend die Anerkennung als immaterielles Kulturgut, damit ein Kulturbetrieb wie die Volksfeste eben nicht einfach abgeschaltet werden kann; auch dies ist eine Erkenntnis aus der Corona-Krise. Die Volksfeste und das europäische Schaustellergewerbe sind systemrelevant und dieses Stück traditioneller europäischer Kultur ist genauso schützenswert wie andere Kulturbereiche auch. Von daher ist der multinationale Antrag zur Anerkennung der lebendigen Volksfestkultur als immaterielles Kulturerbe, der Ende März bei der UNESCO eingereicht wurde, von großer Bedeutung für die Zukunft unseres Gewerbes.
ESU-Informationen
Informationsdienst der Europäischen Schausteller-Union
Ausgabe 7.2021, 04.08.2021
Redaktion
Albert Ritter (verantwortlich)
Christoph Jansen
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