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„Berlins letzter Festplatz: Eine Lebensgrundlage für 180 Schaustellerfamilien“

19.12.2024,

Der letzte Festplatz: Berliner Schausteller kämpfen ums Überleben

Für die 180 Mitglieder des Berliner Schaustellerverbands steht ihre gesamte Existenz auf dem Spiel. Während es vor der Wende noch zehn Festplätze in Berlin gab, auf denen Schausteller ihre Fahrgeschäfte aufbauen konnten, ist heute nur noch ein einziger Standort übriggeblieben. Es handelt sich um den zentralen Festplatz am Kurt-Schumacher-Damm. Dieser Festplatz ist nicht nur ein Ort des Vergnügens, sondern ein unverzichtbarer Anker für eine Branche, die zunehmend um ihre Zukunft kämpfen muss.

Die Schaustellerfamilien, die oft seit mehreren Generationen im Geschäft sind, stehen vor enormen Herausforderungen. Der Mangel an geeigneten Flächen für Volksfeste hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen. Ursachen dafür sind städtische Verdichtung, Bauprojekte, Modernisierungsvorhaben und die Konkurrenz um jede verfügbare Freifläche. Viele traditionelle Veranstaltungsorte mussten Neubauten oder städtischer Umgestaltung weichen. Was früher als selbstverständlich galt – die regelmäßige Durchführung von Volksfesten auf festen Plätzen – ist heute eine Seltenheit geworden.

„Dieser Platz ist für uns überlebenswichtig“, sagt Peter Müller (65), Schausteller in der vierten Generation. „Hätten wir diesen letzten Festplatz verloren, wäre das das Ende für uns gewesen.“ Für ihn und seine Kollegen geht es längst nicht mehr nur um Tradition und Unterhaltung, sondern um die Sicherung ihrer Existenz.

Der letzte Rettungsanker

Der verbliebene Festplatz ermöglicht es den Schaustellern, ihre Fahrgeschäfte und Buden für das Frühlings-, Sommer- und Herbstfest aufzubauen. Ohne diesen Ort könnten sie ihrer Arbeit nicht nachgehen, und die Stadt würde um eine jahrhundertelange Tradition ärmer. Volksfeste sind nicht nur ein Ort des Vergnügens, sondern auch ein Stück gelebte Kultur und Identität, das Generationen von Berlinern begleitet hat.

Die jüngste Vertragsverlängerung, die von Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (46, SPD) unterzeichnet wurde, ist für die Schausteller ein dringend benötigter Hoffnungsschimmer. „Das ist doch ein schönes Weihnachtsgeschenk“, sagte sie bei der Vertragsunterzeichnung. Doch die Freude ist getrübt, denn es bleibt die Frage, wie lange dieser letzte Festplatz noch erhalten bleiben kann.

Ein teures Zugeständnis

Die Nutzung des Platzes kommt für die Schausteller nicht ohne Kosten. Michael Roden (62), Vorsitzender des Schaustellerverbands, erklärt: „Wir haben von uns aus die Miete verdoppelt, um das Bezirksamt zu unterstützen.“ Diese finanzielle Belastung nehmen die Schausteller in Kauf, um ihre Zukunft zu sichern. Doch langfristig ist klar: Ohne stabile und langfristige Lösungen wird es für viele Schaustellerfamilien schwierig, zu überleben.

Ein schwindendes Kulturgut

Die Problematik der fehlenden Festplätze spiegelt eine tiefgreifende Veränderung im städtischen Raum wider. Berlin wächst, der Platz wird knapper, und traditionelle Veranstaltungen werden zunehmend an den Rand gedrängt. Schausteller sind auf ausreichend große Flächen angewiesen, um ihre Fahrgeschäfte und Stände sicher aufbauen und betreiben zu können. Die Konkurrenz um städtische Flächen und die Priorisierung anderer Bauprojekte erschweren dies zunehmend.

Die Schaustellerverbände fordern deshalb ein stärkeres Engagement der Politik für den Erhalt von Festplätzen. Ohne langfristige Strategien und eine klare Raumplanung, die Volksfeste berücksichtigt, droht dieser Teil der Berliner Kulturgeschichte zu verschwinden.

Ein Appell an die Stadt

Volksfeste sind nicht nur wirtschaftlich relevant, sondern auch ein wichtiger sozialer und kultureller Bestandteil des Stadtlebens. Sie bieten Unterhaltung, schaffen Gemeinschaft und ermöglichen es Familien, ein Stück Tradition zu erleben. Wenn Berlin diese Tradition bewahren will, braucht es mehr als nur einen einzigen Festplatz – es braucht eine klare Perspektive und eine Wertschätzung für das Schaustellergewerbe.

Die Sicherung des letzten Festplatzes war ein wichtiger Schritt, doch er kann nur der Anfang sein. Die Stadt muss Lösungen finden, um langfristig mehrere Veranstaltungsorte zu sichern und somit eine lebendige Festkultur zu erhalten.





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